Wir starten erst spät am Abend, weil es in der Marina Probleme mit der Wasserversorgung gab und wir nicht mit leeren Tanks starten wollten (obwohl wir auch einen Wassermacher an Bord haben). Wir verlassen den Hafen also bereits nach Eintritt der Dämmerung. Da wir jetzt aber den Weg kennen, ist die Navigation allerdings keine besondere Herausforderung mehr.
Zwischen den Inseln (Sao Vicente und Santo Antao) herrscht ein kräftiger Wird, der durch den Düseneffekt hervorgerufen wird. Generell haben wir den Eindruck gehabt, dass auch in Mindelo auf Sao Vicente meist relativ viel Wind ist – was bei den schon relativ hohen Temperaturen hier allerdings sehr angenehm sein kann.
Nachdem wir also zunächst zügig vorankommen (Düseneffekt sei Dank!) wird es hinter der Abdeckung der Insel Santo Antao erstmal sehr Wind arm und wir benutzen für eine Weile den Motor, um etwas aus dem Einflussbereich der Insel zu gelangen. Wir spüren den Einfluss der Insel (immerhin ein rund 2000m hoher Felsen mitten im Atlantik) praktisch noch den ganzen Tag, was sich insbesondere durch immer wechselnde Windrichtungen bemerkbar macht. Erst dann kommen wir in einen Bereich mit stabilen Passatwind. Allerdings ist dieser Passatwind, anders als man vielleicht erwarten würde, kein achterlicher Wind, sondern beinahe „halber Wind“ für uns (also Wind eher von der Seite). Damit können wir natürlich auch gut segeln und kommen auch schon relativ zügig voran.
Dies bedeutet allerdings auch, dass wir erst nach der Hälfte der Strecke, also etwa 8 Tagen, auf unsere „Passatbesegelung“ mit 2 ausgebaumten Genuas umschwenken können. Mit dieser Besegelung sind wir mit unserer Maya dann nochmal deutlich flotter und ruhiger unterwegs.
Wir sind etwas überrascht, dass wir doch relativ viele Schiffe weit ab vom Festland treffen. (Hallo auch an dieser Stelle an Dadimar, Key Night, Le Champlain und alle anderen Atlantik-Begegnungen!) In der ersten Woche treffen wir praktisch jeden 2. Tag ein Schiff oder auch mehrere – auch wenn wir sie teilweise nur über AIS sehen können und nicht immer direkten Sichtkontakt haben. Einerseits ein gutes Gefühl, dass man nicht so ganz alleine da draußen ist, andererseits erfordert der Schiffsverkehr natürlich auch erhöhte Aufmerksamkeit von uns. Nur in der Mitte des Atlantiks sehen wir für etwas mehr als 4 Tage wirklich niemanden.
Das Leben an Bord hat seinen eigenen Rhythmus, in den man auch erst reinfinden muss. Am Anfang haben wir ein paar Tage benötigt (mancher mehr, mancher weniger), um uns an das Schaukeln an Bord zu gewöhnen. Man versucht die freie Zeit immer mit etwas zu füllen (lesen, kochen, aufräumen und auch „Geschwindigkeit beobachten, um die Ankunft zu berechnen“), um die Passage möglichst kurzweilig zu gestalten. Die ersten paar Tage hat Yana nur geträumt möglichst schnell anzukommen. Erst später haben wir verstärkt angefangen das segeln zu genießen. Wir haben viel mehr Zeit draußen verbracht und einfach die Natur beobachtet. Delphine haben wir nur am Anfang der Passage gesehen, später aber dann fliegende Fische und fast jeden Tag auch Vögel (was uns etwas überrascht hat – soweit vom Festland).
Banale Sachen, die man am Festland ohne besonderen Aufwand macht, erfordern an Bord besondere Aufmerksamkeit, weil sich das Boot ständig bewegt und das nicht nur nach vorne, sondern auch von links nach rechts und von rechts nach links. Wirklich IMMER! – wenn auch manchmal mehr und manchmal weniger. Mehrmals haben wir erlebt, dass das Essen aus dem Teller fliegt oder ein Kaffee nach dem kochen gleich nochmal gekocht werden muss, weil er ausgelaufen ist. Im täglichen Leben an Bord lernt man geduldiger zu werden. Aber immerhin hatten wir offenbar ein gutes Wetterfenster erwischt, da wir auf der Überfahrt keine Squalls, kein Schwerwetter und nur wenig Schwachwind und Regen erlebt haben. Den Motor haben wir entsprechend nur sehr wenig – ganz am Anfang und am Ende der Passage – benutzt. Dazwischen wurden wir mit einer wunderschönen Zeit unter Segeln belohnt. Dafür mussten wir allerdings den stabilen Passat relativ weit südlich „suchen“ (wodurch wir allerdings auch den, ursprünglich nicht geplanten, Stopp auf den Kapverden machen konnten). Wir haben von Leuten gehört, die auch um diese Zeit (etwas vor uns), von den Kanaren den „direkten Weg“ gesegelt sind und in einem großen Flautengebiet „gehangen“ haben und dadurch deutlich länger unterwegs waren als wir mit diesem Umweg und dem schönen Zwischenstopp.
Toll, wir haben es geschafft! Wir freuen uns sehr, dass wir die erste Ozeanüberquerung mit der Maya geschafft haben und alles so gut geklappt hat. Trotz der eher leichten Bedingungen sind wir etwas stolz und bereit die Vorbereitungen für unsere weitere Reise zu treffen.
Insgesamt haben wir ca. 15 1/2 Tage auf See verbracht und dabei über 2000 Seemeilen zurückgelegt.