Unsere Pazifik-Überquerung

Eine kleine Odyssee mit einigen Überraschungen

Unsere Pazifikpassage sollte von Ecuador zu den Osterinseln gehen. Dies wäre mit gut 2300 Seemeilen die längste Passage die wir bisher unternommen haben. Doch es gab einige Überraschungen, die die Reise zu einer kleinen Odyssee werden ließen und wir länger und weiter als geplant unterwegs sein sollten…

Tag 1-5: Der Törn beginnt mit der Ausfahrt aus der Flussmündung. Wie bereits bei der Einfahrt können wir hier nur bei Hochwasser (+/-1 eine Stunde) passieren. Das ist nicht nur wegen der Wassertiefe, sondern auch wegen der Strömung und der damit verbundenen Brandung notwendig. Aber auch bei Hochwasser sind wir voll konzentriert bei der Ausfahrt, um nicht auf einer der zahlreichen Sandbänke zu landen. Die Einfahrt zur Marina Puerto Amistad in Bahia de Caráquez ist schon etwas abenteuerlich.

Nachdem wir das gemeistert hatten ging es aber erstmal recht gemütlich weiter. Es gibt nämlich erstmal so gut wie keinen Wind. Unser Wetterrouter hat uns geraten nicht den direkten Kurs anzulegen, sondern erstmal entlang der Küste nach Süden zu segeln. Der Passatwind ist momentan erst relativ weit unten zu finden und wir müssen uns erstmal durch ein Gebiet mit wechselhaften Bedingungen und sehr schwachen Wind kämpfen. Entlang der Küste können wir wenigstens Tagsüber noch die Thermik (Landwind) nutzen, um uns der Passatzone zu nähern.

Zeitweise kommen wir auf diese Weise entlang der Küste ganz gut voran, wenn auch nicht unbedingt sehr schnell Zeitweise gibt es aber auch gar keinen Wind und wir treiben einfach oder fahren unter Motor. Wir versuchen auch die Strömungsverhältnisse zu unserem Vorankommen zu nutzen. Entlang der Küste ist das aber nicht immer einfach. Draußen wird es etwas einfacher die Strömung zu nutzen.

Während wir vor der Küste vor Peru treiben können wir nicht nur peruanisches Radio hören (Radio Panamerikana; mit jeder Menge Salsa Musik), sondern bekommen auch allerlei Tiere zu Besuch. Schildkröten, Wale, Delphine kommen zu uns und scheinen unser Boot interessant zu finden. Besonders kurz nach Sonnenuntergang herrscht geschäftiges Treiben im Wasser. Einmal sind von spät abends bis früh am nächsten Morgen 2 (oder mehr?) Seelöwen bei unserem Schiff, während wir bei Flaute treiben. Sie scheinen guten Jagderfolg zu haben und es ist interessant sie zu beobachten. Eine tolle Erfahrung!

Vor der südamerikanischen Küste sind auch viele kleine Fischerboote unterwegs. Praktisch alle davon haben kein AIS (elektronische Positionsmeldung über Funk) und einige auch ohne Licht. Um wahrgenommenen zu werden leuchten sie beispielsweise nur kurz mit einer Taschenlampe, wenn man sich ihnen zu stark nähert. Das erfordert hohe Aufmerksamkeit.

Tag 5 (später Nachmittag): Wir haben ein kleines Windfeld gefunden und sind damit abgebogen. D.h. wir folgen nicht mehr der Küstenlinie, sondern haben jetzt (mehr oder weniger) einen direkten Anliegerkurs auf die Osterinsel. Das Windfenster ist nach ein paar Stunden etwas abgeflaut, aber wir können jetzt den Spi fahren. Damit haben wir immer noch guten Speed.

Tag 6: Heute morgen kam ein Fischerboot zu uns und hat uns etwas zugerufen. Zuerst habe ich gedacht, dass sie uns vor irgendwelchen Fischernetzen warnen wollen oder sowas, aber dann wurde mir klar, dass sie versucht haben uns zu sagen, dass wir auf dem falschen Kurs sind und umdrehen sollen, weil vor uns nur Ozean ist (so glaube ich, denn ich habe nicht alles verstanden). Ja, so ist es. Über 2000 Meilen nur Ozean und dann eine kleine Insel wo man noch nicht mal anlegen kann. Wenn wir Glück haben können wir vor der Insel ankern und mit dem Dingi an Land. Wenn wir Pech haben, und das Wetter das Ankern unmöglich macht, müssen wir direkt weiter… das nächste Ziel wäre dann die Insel Pitcairn. Nochmal rd. 1300 Seemeilen und auch hier keine Garantie ankern zu können (eine Möglichkeit anzulegen gibt es auch dort nicht).
Immerhin können wir jetzt den Spinnaker (ein großes buntes Leichtwindsegel, dass nur bei Kursen vor dem Wind genutzt werden kann) setzen. Damit sind wir einigermaßen flott unterwegs, auch wenn der Wind weiterhin eher schwach ist.

Tag 7/8: Das Wetter wird wechselhaft und regnerisch. Wind weiterhin meist schwach. Den Spi können wir bei diesen Bedingungen trotzdem kaum nutzen, da der Wind zu oft dreht oder ganz wegbleibt. Entsprechend ist das Vorankommen nicht so schnell. Wir hoffen bald den Passat zu erreichen. Immerhin können wir mal das Boot schrubben, weil es genug regnet.
Wir haben inzwischen über unser Iridium-Satellitentelefon erfahren, dass Chile wg. dem Corona Virus die Grenzen für die Einreise von Ausländern geschlossen hat. Dies gilt auch für die Osterinsel. Kreuzfahrtschiffe dürfen wohl bis zum 30.9. nicht anlegen. Wir wissen zunächst nicht ob dies auch für Segler gilt. Update am Nachmittag: Wir haben eben erfahren, ein Bekannter mit dem Chilenischen Konsulat in Deutschland gesprochen hat. „Einreise zu den Osterinseln ist möglich zwei Wochen Quarantäne.“ Zwei Wochen Quarantäne vor Anker ohne sichere Ankerbucht mitten im Pazifik ist sicherlich kein Spaß. Wir überlegen was wir jetzt machen sollen. Echt nicht so ideal diese Sache… Wir haben kein Internet, um selbst zu recherchieren, sondern sind auf Kommunikation per Email reduziert.

Tag 9: Update zum Update: Ich habe den Hafenkapitän der Osterinsel kontaktiert. Er hat bestätigt, dass alle Häfen geschlossen sind und niemand an Land darf, auch nicht mit Quarantäne. Osterinsel fällt also aus. Die Insel Pitcarin ist angeblich auch geschlossen.
Wind ist jetzt stabil und sogar teils recht kräftig, da die Wellen aus einer anderen Richtung kommen als der Wind ist es allerdings sehr unruhig an Bord. Leider verspricht der Wetterbericht in dieser Beziehung wenig Besserung.
An diesem Tag haben wir auch eine besondere Begegnung. Wir haben zwar schon gehört, dass es mitten im Ozean Bojen gibt. Allerdings haben wir es für unwahrscheinlich gehalten so weit außerhalb eine zu treffen und doch haben wir eine beinahe auf Kollisionskurs. Boya 1 Naylamp (MMSI 997601520) ist direkt vor uns. Etwas später sehen wir ein superkleines Boot in die Richtung der Boje fahren. Wenn jemand Details kennt, was das war (Forschung. Fischerei, Wettermessung?), dann bitte eine kurze Info an uns, denn es würde uns interessieren.

Tag 10: Wir haben beschlossen Kurs auf die Gambier Inseln (Französisch-Polynesien) zu nehmen. Das bedeutet, dass wir statt der geplanten 2300 Seemeilen nun über 3700 Seemeilen unterwegs sein werden. Wir haben genug Nahrung und Wasser, auch der Wind ist günstig. Die Entfernung ist allerdings schon enorm.

Tag 11-16: Wir segeln im Passatwind mit einigermaßen guter Geschwindigkeit. Der Wind bleibt trotzdem meist eher moderat, aber damit sind auch die Wellen nicht so hoch und das Segeln insgesamt recht angenehm. Wir machen ca. 100 Meilen pro Tag (mal mehr mal weniger).

Tag 17: Wir sind jetzt schon länger unterwegs als bei unserer Atlantiküberquerung und haben noch mehr Meilen VOR uns als die gesamte Überfahrt von den Kapverdischen Inseln nach Barbados. Allerdings muss man auch sagen, dass die Überfahrt bequemer ist. Obwohl wir Wellen aus SSE haben ist es meist relativ ruhig an Bord, d.h. das Schaukeln hält sich in Grenzen und wir kommen gemütlich voran.

Tag 18-22: Der Passatwind bleibt uns treu, allerdings mit häufig wechselnder Stärke und auch die Windrichtung schwankt etwas. Das bedeutet relativ häufige Segelmanöver (Reffen, Spi setzen etc.). Zwischenzeitlich gibt es auch mal relativ unruhige Wellen. Ich habe das Gefühl, dass eine lokale Windsee versetzt zum übergreifenden Schwell gelaufen ist und mitunter sehr ruppig war. Da war es dann auch schwer an Bord ein Auge zu zubekommen. Meistens ist es aber gut auszuhalten. Die Lufttemperatur ist jetzt deutlich kühler geworden (um die 24°C).

Tag 22: Wir sind wieder flott unterwegs. Der Wind hat etwas gedreht und wir segeln jetzt Schmetterling (d.h. Großsegel und Genua werden auf unterschiedlichen Seiten gesetzt).
Es gibt auch einen Grund zu feiern: Wir haben jetzt (hoffentlich) die Hälfte der Strecke geschafft. Allerdings liegen immer noch fast 1800 SM vor uns. Wir haben aber die Hoffnung, dass die zweite Hälfte der Passage etwas zügiger vonstattengeht als die erste Hälfte.

Tag 23: Wir sind immer noch flott mit dem Passatwind unterwegs. Allerdings sagt die Wetterprognose, dass ab Montag auf dem direkten Kurs zu den Gambier Inseln eine ausgeprägte Flautenzone (Wind 0-5 Knoten) herrscht. Wir haben daher den Kurs geändert (von SW auf W-Kurs) und versuchen am nördlichen Rand der Flautenzone noch etwas Wind zu finden.

Tag 24-25: Wir segeln weiterhin auf W-Kurs. Unsere Segelstellung ist weiterhin „Schmetterling“, d.h. Großsegel und Genua werden an unterschiedlichen Seiten gefahren. Damit kommen wir einigermaßen gut vorab, aber, wenn wir so „platt vorm Laken“ (direkt vor dem Wind) segeln ist es relativ unruhig im Boot, da das Boot in alle Richtungen schaukelt. Trotzdem genießen wir die Zeit auf dem größten Ozean der Welt und die unglaublichen Sternenhimmel. Momentan ist der Mond sehr groß und damit ist es auch nachts vergleichsweise hell. Erst wenn der Mond weg ist sieht man die volle Sternenprarade.

Tag 26: Der Passatwind hat schon deutlich an stärke verloren. Wir fahren jetzt den Schmetterling mit unserem Spi und sind trotzdem kaum mehr als 3 Knoten schnell unterwegs. Offenbar haben erste Ausläufer des Zyklons „Harold“ den im Südpazifik gelegenen Inselstaat Vanuatu bereits erreicht. Es gibt dort auch zunehmende intensive Regenfälle, die sogar große Überschwemmungen verursachen können. Bis Dienstag sollen Gebietsweise über 250l/m2 fallen. Lt. Wetterbericht soll am Montagnachmittag der Wirbelsturm seinen Höhepunkt erreichen. Dabei wird mit Wind bis 210 km/h, im Spitzen mit bis 260 km/h (=Hurrikan der Kategorie 4) gerechnet. Danach könnte er unter Abschwächung noch die Fidschi-Inseln streifen. Das erklärt so einiges was den schwächelnden Passatwind bei uns betrifft. Der Wirbelsturm beeinflusst das Wetter sehr großräumig. Die starken Tiefs Richtung Kap Hoorn sind auch nicht mehr unterwegs. Dafür ein sehr ausgedehntes schwächeres Tief, das trifft auf ein großes Hoch das bis Südamerika reicht. Trennlinie von N nach S liegt unterhalb der Gambier Inseln. Wir werden weiterhin versuchen oberhalb des Hochs (=Flautenzone) zu bleiben und hoffen, dass in einigen Tagen wieder Winde kommen mit denen wir Kurs auf Gambier nehmen können. Aktuell sieht es aber so aus als würde dies nicht sein bevor wir den Grad 120° West erreichen.

Tag 27: Ein Block am Masttop, an dem das Spifall umgelenkt wird, ist gebrochen. Wir müssen daher erstmal auf den Spi verzichten und setzen stattdessen wieder die Genua. Schade, denn der Spi ist unser bestes Segel für Leichtwind und das können wir nun nicht mehr benutzen.

Tag 28: Der Wetterbericht sagt eigentlich sehr schwache Winde bzw. Flaute vorher. Der Wind ist auch schwächer geworden, aber es reicht gerade noch zum segeln (wenn auch nicht sehr schnell). Offenbar zahlt sich unserer Strategie, dass wir das Hoch nördlich umfahren aus.

Tag 29: Wind weiterhin schwach. Da es relativ wenig Wellen gibt ist aber sogar die Geschwindigkeit nicht so schlecht. Wir beobachten den Wetterbericht genau, aber es ist momentan noch nicht klar, wann wir wieder direkten Kurs auf Gambier Inseln nehmen können. Momentan ist dort noch immer Flaute.

Tag 30: Heute zum ersten Mal seit über 2 Wochen (23. März) wieder ein Boot getroffen. Ein japanisches Fischereifahrzeug (Kotoshiro Maru No. 10) ist nur wenige Meilen an uns vorbeigefahren. Später sollen wir noch ein paar solcher Fischer treffen. Alle Fischerboote hier sind ca. 60 Meter lang und 10 Meter breit. Hauptsächlich aus Japan. Insgesamt sind aber nur wenige Boote in dieser Ecke der Welt. Außer den Fischern treffen wir nur einen Frachter (auch aus Japan). Der Wind ist unverändert schwach und wir bleiben auf Kurs West.

Tag 31: Laut unserem Wetterbericht wäre direkt vor uns auch eine Flautenzone, wenn wir genau auf W-Kurs bleiben würden. Daher gehen wir auf Kurs SW (230°). Dies ist der direkte Kurs zu den Gambier Inseln. Der Wind hat auch auf NO gedreht. Damit haben wir einen Halbwindkurs und alles andere als den erwarteten Passatwind (dieser sollte aus SO wehen).

Tag 32-36: Sind weiter auf direktem Kurs auf Gambier. Der Wind hat sich allerdings sehr volatil herausgestellt. Es gibt anfangs auch einige Squalls. Es ist unruhig im Boot und wir werden teilweise auch gut durchgeschüttelt. Trotzdem versuchen wir die Zeit zu genießen. Wir haben z.B. Pfirsich-Jogurt-Eis hergestellt (und gegessen) und Osterbrot gebacken.

Tag 37-39: Der Wind ist schwach oder gar nicht vorhanden. Teilweise holen wir die Segel ein und lassen und treiben. Wenn phasenweise segeln möglich ist, dann kommt der Wind oft in Kombination mit Regen oder Gewitter. Insgesamt kommen wir nur sehr langsam voran.
Fast die ganze Zeit ziehen wir auch 2 Schleppleinen zum Angeln hinterher. Ein paar Köder haben wir schon verloren, weil wir offen zu dünne Angelschnüre verwenden. Jetzt verwenden wir nur noch unsere Stärkste und tatsächlich gelingt uns am 14.4. ein Fang. Wir sind nicht ganz sicher was es für ein Fisch ist. Wir vermuten, dass es ein Pazifik Degenfisch ist.

Tag 40/41: Endlich haben wir wieder Wind und kommen halbwegs zügig voran. Anfangs fast wie Urlaub, aber dann baut sich auch schnell eine unangenehme Windsee auf.

Tag 42: Am Morgen haben immer noch Wind, allerdings sehr wechselhaft und mit viel Regen und (teilweise sehr heftigen) Squalls. Es ist mühsam die richtige Besegelung zu finden. Es wird uns bei dieser Passage schon einiges abverlangt. Später schläft der Wind ein und nur gelegentliche Wolken und Regenfelder bringen Wind.

Tag 43/44: Es bleibt Schwachwindig und wir sind weiterhin langsam (weniger als 30SM pro Tag). Nachdem wir gestern fast den ganzen Tag bis auf ein paar Squalls sehr wenig Wind hatten sind wir am Abend etwas überrascht worden. Wir sind am Rand von einem relativ heftigen Gewitter vorbeigesegelt. Das hat uns überraschend viel Wind beschert und hielt mehrere Stunden an. Es war ein heißer Ritt hart am Wind mit aufgewühlter Windsee, aber wir kamen gut voran. Wir haben Kontakt mit Bekannten, die schon auf Gambier sind. Am Montag soll das Versorgungsboot kommen (kommt alle paar Wochen) und sie werden für uns frisches Gemüse und Obst kaufen (ist normalerweise schnell ausverkauft). Wir freuen uns schon darauf!

Tag 45/46: Der Wind ist wieder schwach, aber es reicht, um noch knapp 2 Knoten in die richtige Richtung zu segeln. Um uns herum sind einige kleinere Regenfelder und auch wir bekommen etwas Regen ab.
Wir essen selbstgemachte Eiscreme (Birne-Jogurt-Eis – wir essen grundsätzlich gut an Bord, aber selbstgemachte Eiscreme ist immer ein Highlight! Wir verwenden dafür eingemachte Früchte und selbstgemachten Jogurt) und hoffen auf etwas mehr Wind an den kommenden Tagen.

Tag 47: Endlich kommt etwas mehr Wind. Auch die Gewitterwolken, die uns in den letzten Tagen immer wieder beschäftigt haben, scheinen sich aufzulösen. Wir haben heute die letzte Folge „Game of Thrones“ angesehen.
Seit 10.3. ohne Landgang! Das haben wir nicht erwartet! Zum Glück haben wir genug zu essen mitgenommen. Frische Sachen sind inzwischen zwar Mangelware (Yana hat gestern den letzten Apfel gegessen. Jetzt haben wir noch 2 Kartoffeln, 1 Zwiebel und etwas Knoblauch), aber wir haben genug haltbare Vorräte. Wir haben damit gerechnet, dass wir alles Frische bei der Osterinsel über Bord werfen müssen. Wir haben aber auch mit hohen Preisen in Franz. Polynesien gerechnet und daher viel gebunkert. Wir kommen also gut zurecht. Trotzdem hoffen wir bald anzukommen!

Tag 48/49: Der Wind ist jetzt etwas stabiler geworden und auch die Gewitterwolken bleiben verschwunden. Wir haben achterlichen Wind. Wir vermissen allerdings unseren Spi sehr. Mit der Genua machen wir lediglich um die 2 Knoten (egal ob konventionell oder Schmetterling) und es ist sehr viel Bewegung im Boot. Es bleibt mühsam. Wir hoffen, dass der Wind bald etwas dreht oder der Schwell nachlässt.

Tag 50: Tatsächlich hat der Wind etwas gedreht und der Schwell nachgelassen. Superschnell sind wir zwar immer noch nicht, aber es ist sehr bequem und wir können das Segeln genießen und werden nochmal mit klaren Sternenhimmel belohnt. Noch gut 100sm bis zum Ziel.

Tag 51: Heute Nacht konnten wir am Himmel neben der Sternenprarade auch einen Mond mit einem sehr ausgeprägten Halo bewundern. Ein Halo ist ein Kreis um den Mond (oder auch die Sonne), der durch Reflexionen an Eiskristallen hervorgerufen wird. Auch nach über 50 Tagen segeln sind wir des unfassbaren Sternenhimmels über dem Ozean noch nicht überdrüssig geworden.

Tag 52: Landfall! Endlich! Allerdings gibt es dabei noch eine weitere Hürde zu überwinden. Der Motor springt nicht an. Anscheinend ist eine der Elektroleitungen korrodiert. Wir können ihn jedenfalls nicht starten. Wir fahren daher unter segeln ins Atoll und das letzte Stück werden wir von anderen Seglern (Bursari und Hai You) mit dem Dingi zum Ankerplatz begleitet. Vielen Dank Tim und Chris!

Bei dieser langen Überfahrt bekommt man auch Ehrfurcht vor den Leistungen der frühen Entdecker (Cook, Drake, Magellan & Co.). Ich habe während der Überfahrt einiges über die alten Reisen gelesen und denke es ist schon unglaublich, was die damals geleistet haben. Monatelang ohne Wetterbericht, genaue Koordinaten und dann beim Landfall ohne Motor auf unbekannte Atolle treffen. Da bin ich schon dankbar für alle Hilfsmittel, die wir haben und fühle mich angesichts der Dimensionen des Ozeans und der Kraft der Natur schon manchmal etwas demütig. Auch die Reisen der frühen Polynesier finde ich beeindruckend. Praktisch ohne Navigationsinstrumente sind sie Regelmäßig von Gambier zu Pitcairn und Henderson gesegelt. Ein kleiner Fehler in der Ansteuerung und man verfehlt die Insel und ist im weiten Ozean verloren. Wie sie es zu der Osterinsel geschafft haben ist mir völlig unklar (oder wie viele es wohl möglicherweise auch nicht geschafft haben).

Für die Statistik:

Wir haben gut über 3800 Seemeilen in 52 Tagen zurückgelegt. Wir waren relativ langsam unterwegs. Selbst an unserem schnellsten Tag waren wir langsamer als die durchschnittliche Geschwindigkeit bei unserer Atlantiküberquerung (über 120sm/Tag). Am langsamsten Tag haben wir nur knapp 10sm zurückgelegt. Ein Etmal von 20 bis 30 Seemeilen war nicht selten das Tagesergebnis. In dieser Beziehung hat der „Stille Ozean“ seinem Namen alle Ehre gemacht. Wobei man auch sagen muss, dass es mitunter gar nicht so still war (z.B. bei den mit viel Regen aufgeladenen Gewittern oder den immer wieder aufgetretenen Squalls).

Über 50 Tage nonstop segeln ist schon auch anstrengend und am Ende waren wir sehr froh, als der Anker gefallen ist und wir uns endlich erholen konnten. Alles in allem können wir jedoch sagen, dass die Überfahrt eine tolle Erfahrung war, die wir vermutlich nie vergessen werden.

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